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Holeeschlösschen, Bündtenmattstrasse 1
Unter den zahlreichen, rings um Basel im Laufe der Jahrhunderte erbauten Schlösser und Landsitze ist das in Binningen am Südhang des Westplateaus gelegene Holeeschlösschen dank seiner geschützten Lage nahezu in Vergessenheit geraten, obschon es zum Siedlungskern eines nach ihm bekannten Quartiers geworden war.
Im 14. Jahrhundert im Besitz des Chorherrenstifts St. Leonhard in Basel und seit dem 16. Jahrhundert der Dompropstei Basel gehörend, bestand das Landgut Holee aus zwei getrennten Gütern, dem Dompropsteigut und einem Eigengut, auf dem der erste Landsitz entstand.
Als erster bekannter Besitzer tritt der Erzketzer David Joris, das Haupt einer niederländischen Sekte im 16. Jahrhundert auf. David Joris war als Flüchtling nach Basel gezogen und hatte sich hier 1544 unter dem Namen Johann von Brugg niedergelassen, den Spiesshof, das Schloss Binningen, das St. Margarethengut, das Kleine Gundeldingen, das Rote Haus und schliesslich auch das Landhaus und Gut im Holee erworben. Aus den Prozessakten des erst nach seinem Tode wegen einer Irrlehre in Basel verbrannten David Joris geht hervor, dass dieser im Holee "an statt eines allten huss im Holee ein ander huss von nuwem puwen lassen". Bewohnt wurde es von Wilhelm von Brugg, einem der Söhne von Davis Joris, zusammen mit seiner 1553 angetrauten Gattin, weshalb das Schlösschen um diese Zeit herum entstanden sein muss. Der Neffe Hans Georg von Brugg verkaufte es 1591 an Leonhard Respinger, Stiftschaffner zu St. Leonhard, von dem es bereits 1605 von Rudolf Stehelin von Diepflingen erworben wurde. Als Mitbesitzer trat später der aus Frankreich geflüchtete Hugenotte Constantin de Rocbine, Escuyer, Sieur de St-Germain auf, doch verliess dieser 1660 Basel und verkaufte das Holeegut 1663 an Hans Rudolf Faesch. Von diesem ging es nach seinem Tode 1691 an seinen Schwiegersohn Matthias Ehinger, dessen Familie es bis 1831 besass. Hierauf folgte ein rascher Besitzerwechsel. 1831 besass es Nikolaus von Brunn-Preiswerk, Pfarrer zu St. Martin und seit 1835 dessen Sohn Johann Jakob von Brunn-von Speyer, Pfarrer zu St. Theodor. Nach mehrfachem Besitzerwechsel von 1839 bis 1842 erwarb es 1843 der Bierbrauer Rudolf Debary, der im Schlösschen eine Brauerei und Wirtschaft einrichtete. Auf ihn folgte 1865 der Bierbrauer Rudolf Brändlin, der in den Berg zwei Lagerkeller baute. Weitere Bierbrauer oder Wirte besassen das Schlösschen, bis es 1901 vom Salmenbräu Rheinfelden erworben wurde. Diese unterhielt es als Wirtshaus, bis sie 1931 das neue Restaurant Holeeschloss baute und das alte Schlösschen zu einem Laden und Wohnungen umbaute. Seit 1965 dem Baugeschäft Stamm vermietet und von Gastarbeitern bewohnt, verkaufte es die Salmenbräu Rheinfelden 1973 einem Binninger Bürger.
Von dem einst ansehnlichen Gebäudekomplex mit zahlreichen Nebenbauten und Seitenflügeln steht heute nurmehr der quer zum Hang errichtete Hauptbau. Seinen Gesamtaspekt prägen die markante, von Mauerstreben gestützte Giebelmauer mit Treppengiebelabschluss und den auf der östlichen Traufseite aus der Fassade vorspringende und über dem Dachgesims vom Rund in ein vorkragendes, sechseckiges Turmzimmer führende Treppenturm. Das in verputztem Fachwerk konstruierte Turmzimmer schliesst ein leicht geschweifter Helm ab. Traufseite und Giebelmauer zeigen noch die spätgotischen Kreuzstockfenster mit gekehlten Gewänden.
Als Landsitz ausserhalb der Stadt zählt das Schlösschen zu den ersten noch spätgotischen Sommersitzen der Basler Bürger des 16. Jahrhunderts. In der Entwicklung dieses Gebäudetypus schliesst es damit an die bereits seit dem 14. Jahrhundert bestehenden Landsitze in Gundeldingen an. Da Davis Joris auch das Kleine Gundeldingen besass, ist es durchaus möglich, dass er dieses beim Bau des Holeeschlösschens als Vorbild benützte. Wie die Gundeldingerschlösschen bestand es aus dem Herrschaftshaus und einem Ökonomiebetrieb, war aber im Unterschied zu diesen weder von einem schützenden Weiher noch einer Umfassungsmauer umgeben. Der Treppenturm ist jedoch im Unterschied zu früheren Bauten dieser Art grossenteils im Gebäude versenkt, und die grossen Fenster weisen auf den gesteigerten Wohnkomfort und den Verzicht auf die Wehrhaftigkeit. Treppenturm mit Turmzimmer und Treppengiebel haben angesichts des Fehlens einer Wehranlage nurmehr repräsentative Funktion und sind Auszeichnungen des Herrschaftshauses, das in seinem Gesamtcharakter noch durchaus mittelalterlich bleibt. Das Holeeschlösschen in Binningen steht in der Entwicklung der Landsitze vor der Stadt Basel zwischen dem spätgotischen Typus und dem Durchbruch des Frühbarocks, welcher Treppengiebel und Treppentürme zum Verschwinden bringt. Als einziger der zahlreichen von David Joris gekauften Bauten ist das Holeeschloss von diesem selbst erbaut worden. Als Kern eines vom Weiler sich zu einem Quartier entwickelnden Siedlungsteils Binningen und als spätgotischer Landsitz ausserhalb der Stadt zählt das um 1553 erbaute Holeeschloss in Binningen neben dem Schloss Binningen und der St. Margarethenkirche zu den historisch, kunsthistorisch und siedlungsgeschichtlich bedeutendsten Baudenkmälern dieser Gemeinde.
Kantonal geschützt seit 1973.