- Basel-Landschaft
- Organisation
- Direktionen
- Bau- und Umweltschutzdirektion
- Amt für Raumplanung
- Kantonale Denkmalpflege
- Inventare
- Kantonales Inventar der geschützten Kulturdenkmäler
- Liestal
- Rheinstrasse 24
Rheinstrasse 24
Die Birmann'sche Villa liegt an der Peripherie des alten Stadtkerns im ehemaligen Villenquartier, das im 19. Jahrhundert an der Rheinstrasse, also vor den Toren der Stadt, entstand.Erbauer der Villa war Martin Birmann, Theologe, Förderer des Bildungswesens und der Armenfürsorge des Kantons und als Sozialpolitiker und Ständerat eine der hervorstechendsten Persönlichkeiten, die der Kanton im 19. Jahrhundert hervorbrachte. Nachdem sich dieser 1859 mit Elisabeth Socin verheiratet hatte, kaufte er 1863 die obere Matte des ehemaligen Berri'schen Gutes, das er selbst bewohnte, und liess im März 1864 den Grundstein zu seiner neuen Villa legen. Am 7. Mai 1866 zog er vom Berri'schen Gut in die neue Villa über. Der Architekt der Villa ist noch nicht bekannt. Da Birmann verschiedene Architekten kannte und diesen auch zahlreiche Aufträge im Kanton übertrug, ist eine Zuschreibung ausserordentlich schwierig. Nicht auszuschliessen ist Architekt Chr. Riggenbach aus Basel, der das auf Birmanns Initiative erbaute Kantonale Altersheim entwarf.Die über beinahe quadratischem Grundriss erbaute, zweigeschossige Villa deckt ein flaches Walmdach. Auf der Rückfront schliesst sich ihr ein kleiner Laubenanbau an. Der geschlossene Baukörper wird von gequaderten Ecklisenen eingefasst. Flache Gurten gliedern ihn in einzelne Geschosse. Die hohen Fenster bekrönen flache Gesimsverdachungen. Der Haupteingang wird durch eine Freitreppe und einen auf Konsolen ruhenden Balkon betont. Darüber hebt ein verzierter Dreieckgiebel die Mittelachse hervor. Den Abschluss bildet ein niederes Atttikageschoss mit kleinen Doppelöffnungen. An den Seitenfassaden durchbrechen Dacherker die Dachtraufe. Auf der Ostfassade schiebt sich ein polygonaler Erdgeschosserker vor. Verschiedene Details weisen auf den Bauherrn hin. So vor allem das Wappen Birmann über dem Haupteingang und die Initialen des Erbauerehepaars im Fenstergitter über dem Balkon.Im Innern zeugen zwei hohe, weisse Turmöfen, die Stuckdecken und das Wandtäfer vom Kunstsinn des Erbauers. In der Ostecke des Erdgeschosses richtete sich Martin Birmann seine Studierstube ein. Eine in Stuck imitierte Holzfederdecke mit dekorativen Malereien und ein Fries mit einer lateinischen Inschrift, - nach Birmann von der Kirche Sissach übernommen -, haben diesem Raum einen besonderen stimmungsvollen, historisierenden Anstrich.Gesamthaft betrachtet bildet die Villa siedlungsgeschichtlich einen wertvollen Bestandteil des vorstädtischen Quartiers, das auf dieser Seite der Rheinstrasse mit dem Berrigut und der Villa Rosenmund noch erhalten ist. Zwischen dem Berrigut und der Villa Rosenmund leicht zurückversetzt und in einen Park gestellt, entspricht ihre Lage durchaus dem Baudenken der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der gestelzte Baukubus strebt eindeutig in die Höhe, wird aber sinnvoll durch Gurten und Attikageschoss ausgeglichen. Der Übergang vom Spätklassizismus zum romantischen Stilpluralismus des 19. Jahrhunderts macht sich darin und vor allem in den Erkern bemerkbar. Am erstaunlichsten ist der Laubenanbau, der als traditionelles Element der Basler Landsitze hier weiterlebt und den Bau damit regional verankert. In der Grundstruktur und im Detail der Architektur kommen somit nicht nur das Stilempfinden der beginnenden historisierenden Epoche, sondern oder vielleicht gerade deshalb persönliches Empfinden des Bauherrn und regionale Elemente zum Ausdruck. Die Architektur dieser Villa atmet jenen Geist, den Martin Birmann selbst verkörperte. Sie ist deshalb im wahrsten Sinne des Wortes ein Denkmal dieses grossen Baselbieters.