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- Ev.-ref. Kirche, Pfarrhaus, Museum, Herrengasse 38 / 38a / 39
Ev.-ref. Kirche, Pfarrhaus, Museum, Herrengasse 38 / 38a / 39
Die Kirche von Oltingen erhebt sich auf einem ummauerten Friedhof über dem Dorfe etwas erhöht zusammen mit dem Pfarrhaus, der Pfarrscheune und dem Beinhaus.
Eine Kirche wird erstmals 1296 erwähnt. Bei den Ausgrabungen kam ein erster Bau mit schmalem Schiff und polygonalem Chorabschluss zum Vorschein. Ferner von einem zweiten Bau ein rechteckig geschlossener Chor. Im 15. Jahrhundert entstand der heutige Bau, wobei der Chor gotisiert wurde. Der Umbau des Schiffes folgte nach dem Chorbau um 1474. An die Vollendung dieses Baus schloss sich die vollständige Ausmalung mit Wandmalereien an. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche gegen Norden zum Einbau eines Lettners erweitert, wobei der Chorbogen und die Sakristei entfernt wurden.
Die ganze Anlage überragt der mächtige Westturm unter Käsbissendach. Seine Geschosse sind durch Gesimse gegliedert. An der Nordseite befindet sich ein Epitaph aus dem 18. Jahrhundert.
Über dem Tonnengewölbe der Turmhalle hängen zwei Glocken aus dem 15. Jahrhundert. Das Innere entspricht mit Ausnahme der Erweiterung nach Norden im Schiff und der Entfernung des Chorbogens dem spätgotischen Raum. Eine durchlaufende flache Holzdecke verbindet Schiff und Chor. Der eingezogene, polygonale Chor besitzt im Scheitel ein grösseres Masswerkfenster. Von der alten Ausstattung, erhielt sich die Kanzel mit reichen Schnitzereien von 1667, der Abendmahltisch von 1852 und der Taufstein, ferner im linken Chorfenster das Fragment eines Glasgemäldes mit Christus am Kreuz aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Den Hauptschmuck des Gotteshauses bilden die 1956 entdeckten und restaurierten Wandbilder aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Chor sind oben die Marienlegende und unten die Apostel und Heilige dargestellt, an der Südwand die Legende des Hl. Nikolaus von Myra, wobei sieben Bilder deutbar sind. An der Westwand das Jüngste Gericht und weitere Heilige. Die Wandbilder im Chor stammen von künstlerisch bedeutenderen Künstlern. Die Niklauslegende und das Jüngste Gericht dagegen stammen von einem anderen Meister und sind duftiger, in der Bildkomposition einfacher dargestellt. Stilistisch stehen sie zwischen der realistischen Malerei der Mitte des 15. Jahrhunderts und dem Einfluss von Schongauer.
Das Pfarrhaus liegt im Winkel von Pfarrhof und Friedhof und wurde in den Jahren 1598 - 1600 erbaut. 1692 entstand eine Laube auf der Rückseite. Im 18. Jahrhundert erfolgte eine Restaurierung durch den Architekten Daniel Büchel aus Basel.
Das Satteldach des zweigeschossigen Hauses wird von Stufengiebeln eingefast. Die Freitreppe, die symmetrische Fassadengliederung und die Türe stammen aus dem 18. Jahrhundert. Eckstreben und gotische Fenster auf der Rückseite weisen noch ins 16. Jahrhundert.
Im Innern ist die Studierstube mit Leistentäfer überwölbt und ausgekleidet. Im Vorplatz des Obergeschosses steht ein zweiflügliger Aktenschrank von 1674. In der Essstube mit Leistentäfer steht ein Biedermeierofen mit Landschaften und Sprüchen des Hafners Andreas Ehrsam von 1816. Weitere Täfer und zwei Kachelöfen aus dem 18. Jahrhundert befinden sich in anderen Räumen. Ferner wird im Pfarrhaus eine Kabinettscheibe von 1600 aufbewahrt. Sie wurde von den Deputaten beim Neubau des Hauses gestiftet.
Das Pfarrhaus vertritt mit seinen Stufengiebeln das noch vom Mittelalter geprägte Herrschaftshaus und ist in seiner Art das einzige des Kantons. Davor steht ein Brunnen mit Obeliskenstock.
Die Pfarrscheune grenzt mit den Ostgiebel an die Friedhofmauer und bildet zugleich den Abschluss des Pfarrhofs. Über dem Scheunentorbogen stehen das Baudatum 1710 und den Steinmetzzeichen.
Das ehemalige Beinhaus gegenüber der Südwand der Kirche war dem Erzengel Michael geweiht und stand ursprünglich frei. 1628 wurden die Gebeine ausgeräumt und das Haus zum Pfarrhaus geschlagen.
Wohl selten ist eine Kirche mit Pfarrhof und Beinhaus so grossartig in die Landschaft am Rande des Dorfes gruppiert. Sozusagen einen Vorhof bilden Pfarrhaus und Pfarrscheune. Sie führen zum erhöhten Friedhof, auf dem die Kirche liegt. Die Gruppe dominiert die Kirche mit ihrem hohen Turm. Situation, architektonische Qualität und Wandmalereien machen diese Kirchenanlage zu einer der bedeutendsten im Kanton.