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Webartikel vom 16.06.2020, Altersprognose BL
Alterung der Baselbieter Wohnbevölkerung setzt sich fort
Das Bundesamt für Statistik hat neue Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Kantone veröffentlicht. Ergänzend dazu publiziert das Statistische Amt BL eine regionale Altersprognose mit der Entwicklung nach möglichen Versorgungsregionen. Bis 2045 ist mit einer Verdoppelung der Hochbetagten (80+) im Kanton zu rechnen. Schon jetzt gehört das Baselbiet zu den Kantonen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an betagten Personen in der Schweiz.
Das Bundesamt für Statistik hat Ende Mai 2020 die neusten Szenarien zur Entwicklung der Bevölkerung der Schweiz und der Kantone publiziert. Hiermit liegt nun ergänzend dazu die durch das Statistische Amt BL erstellte, regionale Altersprognose zu den möglichen Versorgungsregionen 2021 vor, welche der künftigen Bedarfsplanung der stationären Pflegeheimbetten dienen wird. Der Landrat hat die Gemeinden mit dem Altersbetreuungs- und Pflegegesetz (APG – SGS 941) gesetzlich dazu verpflichtet, sich bis 01.01.2021 zu Versorgungsregionen zusammenzuschliessen. Die Namen und die Zugehörigkeit der Gemeinden zu den Versorgungsregionen werden von den Gemeinden festgelegt und können sich bis dann noch ändern.
Anteil der Hochbetagten (80+) wird sich weiter deutlich erhöhen
Die neuste Prognose des Bundesamts für Statistik (hier mittleres Szenario) zeigt auf, wie sich die Bevölkerung und deren Alterszusammensetzung unter den getroffenen Annahmen künftig entwickeln könnte. Dabei geht der Bund für den Kanton Basel-Landschaft von einer weiterhin steigenden Lebenserwartung von heute 82 auf 87 Jahre bei den Männern und von heute 86 auf 90 Jahre bei den Frauen aus (Grafik) und sich stabilisierenden Wanderungsbewegungen (Grafik).
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen im Alter von bis zu 19 Jahren wird demnach stabil bei rund 19% bleiben. In den Alterssegmenten darüber wird es zu einer Verschiebung von den Personen im erwerbsfähigen Alter (20–64 Jahre) hin zu den Personen in einem Alter kommen, in dem man wirtschaftlich in der Regel nicht mehr aktiv ist (65+ Jahre). Der Anteil der 20- bis 64-Jährigen wird von derzeit 59% auf 52% im Jahr 2050 sinken, während der Anteil der Betagten (65+) von 22% auf gegen 30% ansteigen dürfte. Allein der Anteil der Hochbetagten (80+) an der Gesamtbevölkerung könnte sich gemäss den Bundesprognosen von 6,4% im Ausgangsjahr 2018 auf 12,8% im Prognosejahr 2050 verdoppeln. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Anteil der Hochbetagten 1980 noch bei weniger als 2% lag. Der Anteil der Betagten insgesamt lag 1980 bei rund 10%.
Grösste Altersklasse geprägt von Geburtenrekord im Jahr 1966
Die Altersstruktur verändert sich in erster Linie durch Verschiebungen der jüngeren Bevölkerung hin zu den älteren Personen. 2018, im Ausgangsjahr der vorliegenden Prognose, war die grösste Altersklasse die der 50- bis 54-jährigen Personen. Diese umfasst auch die 1966 geborenen Personen – dem Jahr mit der höchsten Geburtenzahl im Kanton. Diese Personen sind heute anfangs 50 und werden im Prognosejahr 2050 84 Jahre alt sein.
Nebst den Geburten prägen auch die Wanderungsbewegungen die Bevölkerungsstruktur. Im Fall des Kantons Basel-Landschaft führten die Wanderungsgewinne in der Vergangenheit insbesondere in den Altersklassen unter 50 Jahren zu Bevölkerungszunahmen.
Überdurchschnittlich hoher Altersquotient
Der Altersquotient gibt an, wie hoch die Belastung der Bevölkerung im produktiven Alter (20–64 Jahre) durch die in der Regel aus Altersgründen nicht mehr erwerbsfähige Bevölkerung ist. Im Vergleich zur Schweiz weist der Kanton-Basel-Landschaft aktuell und auch künftig einen überdurchschnittlich hohen Altersquotienten auf. Im Ausgangsjahr 2018 beträgt das Abhängigkeitsverhältnis der Betagten (65+) an den Personen im Erwerbsalter (20–64 Jahre) 37%. Nur der Kanton Tessin verfügt über einen höheren Wert.
Lange führte Basel-Stadt das Kantonsranking mit einem hohen Altersquotienten von bis zu 34% an. 2008 löste der Kanton Tessin den Kanton Basel-Stadt an der Spitze ab. Seit 2012 hat Basel-Landschaft einen höheren Altersquotienten als die Stadt und liegt im Kantonsvergleich hinter dem Kanton Tessin mit an der Spitze der Schweizer Kantone (Grafik mit allen Kantonen).
Der Grund für die im Vergleich hohe Altersbelastung des Baselbiets ist im historischen Kontext zu finden.1966 haben im Baselbiet mit 3’670 Geburten mehr Kinder denn je das Licht der Welt erblickt (Grafik) – aktuell sind es um die 2’500 pro Jahr. Zudem hat sich die Bevölkerung zwischen 1950 und 1970 verdoppelt (Grafik). Es war eine Zeit, die allgemein geprägt war von wirtschaftlichem Aufschwung. Das ausserordentliche Bevölkerungswachstum des Baselbiets steht auch im Zusammenhang mit der damaligen Stadt-Flucht aus Basel und einer damit einhergehenden Teilverlagerung des Baby-Booms aufs Land. Die Entwicklung hielt nicht unbeschränkt an. Es folgten Wirtschaftskrisen und der Pillenknick.
Anteil der Betagten (65+) schwankt zwischen 18% und 24%
Für die künftige Planung der stationären Pflegeheimbetten ist es essentiell, dass nebst den Kantonsprognosen auch regional differenzierte Daten zur Verfügung stehen. Hierfür hat das Statistische Amt eine ins mittlere Bundesszenario eingebettete Altersprognose erstellt. Die Gesamtentwicklung der kantonalen Altersprognose folgt dabei den Ergebnissen des Bundes. Als Ausgangsjahr wurde analog der Bundesprognose das Jahr 2018 genommen. Zur regionalen Differenzierung dienten die gemäss Planungsstand März 2020 möglichen acht Versorgungsregionen 2021, die sich aus unterschiedlich vielen Baselbieter Gemeinden zusammensetzen (Karte).
Bei der Ausgangslage 2018 der Regionen sind punkto Altersstruktur teils deutliche Unterschiede auszumachen. Die Region Laufental ist die Region mit dem geringsten Betagtenanteil. Hier sind 18% der Einwohner/innen 65-jährig oder älter. Das Durchschnittsalter der Einwohner/innen beträgt 43 Jahre (BL: 44 Jahre). Die mögliche Versorgungsregion Birseck hat mit einem Anteil von 24% hingegen die meisten Betagten bei einem Durchschnittsalter der Gesamtwohnbevölkerung von 46 Jahren. Der Anteil der Hochbetagten (80+) beträgt in der Region Laufental 4,6%, in der Region Birseck hingegen 7,4%. Nur die Region «Allschwil, Binningen und Schönenbuch (ABS)» verfügt mit 7,5% über einen noch höheren Anteil an 80-jährigen oder älteren Personen.
Baby–Boomer als gemeinsamer Nenner
Noch besser lassen sich die regionalen Unterschiede anhand der detaillierten Altersstruktur (Alterspyramide) aufzeigen, wobei in der nachfolgenden Abbildung der Einfachheit halber auf die sonst übliche Differenzierung nach Geschlecht verzichtet wird. Zum Vergleich zweier oder mehrerer Regionen, können die Datenreihen direkt in der Legende per Mausklick ein- und ausgeblendet werden. Wie sich zeigt, ist die Altersklasse der 50- bis 54-jährigen Personen in sämtlichen Regionen die grösste. Dabei handelt es sich um die Baby–Boomer. Daneben unterscheiden sich die Altersstrukturen teils deutlich.
Vergleicht man beispielsweise die Altersstrukturen 2018 der ähnlich grossen Regionen «Allschwil, Binningen und Schönenbuch (ABS)» und Oberbaselbiet, sieht man deutlich, dass die Alterung in der Region ABS aktuell weiter fortgeschritten ist. Erst um 2038 (vgl. Abb. 6), wenn die 60- bis 64-Jährigen, die derzeit im Oberbaselbiet deutlich zahlreicher sind, in die Altersklasse der 80- bis 84-Jährigen aufgerückt sind, wird der Bestand der Hochbetagten des Oberbaselbiets höher sein als jener der Region ABS.
Die zusätzliche Betrachtung nach Geschlecht bringt das mit zunehmendem Alter grösser werdende Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen zum Vorschein (Grafik). Bei den Betagten (65+) insgesamt liegt der Frauenanteil bei 55%, von den Hochbetagten (80+) im Kanton sind 60% weiblich.
Künftige moderatere Zunahmen in Regionen mit bisher starkem Anstieg der Hochbetagten (80+)
Im Ausgangsjahr 2018 zählt der Kanton 18'399 Hochbetagte (80+). Die Zahl der 80+-Jährigen variiert in den möglichen Versorgungsregionen 2021 zwischen 707 im Waldenburgertal und 4'038 in der Region Birseck. Insgesamt dürfte sich die Absolutzahl der Hochbetagten (80+) im Kanton bis 2045 verdoppeln. Die anteilsmässige Verdoppelung wird wie eingangs erwähnt leicht später erfolgten (ca. 2050). Grob lassen sich in den kommenden Jahren zwei Phasen mit beschleunigter Alterung ausmachen und eine Zwischenphase zu Beginn der 2030er-Jahre mit einem vorübergehenden Rückgang der Zunahme (Grafik mit Prozentzunahmen).
Die Regionen «Allschwil, Binningen und Schönenbuch (ABS)» und Birseck hatten in der Vergangenheit zwischen 2000 und 2018 die im Vergleich stärksten Zunahmen an Hochbetagten zu bewältigen. In den Prognosejahren werden nun die Regionen Laufental, Oberbaselbiet und Waldenburgertal zu den Regionen mit den stärksten Prozentzunahmen gehören. Es handelt sich dabei und die drei Regionen mit den bisher moderatesten Zunahmen.
Mögliche Versorgungsregionen per 01.01.2021
Der Landrat hat die Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft im November 2017 mit dem Altersbetreuungs- und Pflegegesetz (APG) gesetzlich dazu verpflichtet, sich bis 01.01.2021 zu Versorgungsregionen zusammenzuschliessen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Es wird daher noch von «möglichen» Versorgungsregionen gesprochen, welche auf Informationen beruhen, die dem Kanton bis März 2020 vorlagen. Die regionalen Auswertungen sollen Gemeinden und Kanton für die künftige Planung dienen und stellen keine kantonale Festlegung dar. Die Namen der Versorgungsregionen sowie die definitive Zugehörigkeit einzelner Gemeinden zu einer Versorgungsregion werden von den jeweiligen Gemeinden festgelegt und können bis zum 01.01.2021 noch Änderungen erfahren.
Kontakt
Dr. Mattias Hemmig
Fachbereichsleiter Demografie
T 061 552 47 65
mattias.hemmig@bl.ch
Amt für Daten und Statistik BL
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