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Gartenanlagen
Der 1774 vom Architekten Niklas Sprüngli (1725-1802) entworfene Barockgarten umfasste einen Terrassengarten im Norden, flankierende Partien beidseits des Hauptbaus und der Nebengebäude sowie eine Lindenallee im Süden.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden zuerst die Partien bei den Gebäuden und wenig später die kunstvolle Terrasse im Norden in einen englischen Park umgewandelt. Erhalten blieb die Lindenallee auf der Südseite, wo sich die Mittelachse des Hauptbaus ins Unendliche entwickelt. Sie erinnert an Promenaden von Berner Landsitzen. Ihre Bäume wurden in einem Abstand von vier Metern gepflanzt und würfelförmig geschnitten, damit sie genug Schatten spendeten. Sie war demnach als Promenade und nicht als Zufahrt gedacht und begann nach dem Ehrenhof mit einer Treppe.
In einer dritten Periode nach 1872 wurde der gesamte Garten vom Pariser Landschaftsarchitekten Edouard André (1840-1911) umgestaltet und mit einer Neuanlage im Osten erweitert. Der Nordgarten ist nicht mehr die Terrasse für das Schloss, dessen Mittelachse betont und im Garten weitergeführt wurde. Vielmehr steht das Schloss, beidseits umgeben von hohen Bäumen, auf einem Rasen, der die Mitte offenlässt und in einem Wasserbecken mit Springbrunnen gegenüber dem Eingangstor endet. Die Gestaltung des von Hübner erworbenen Geländes im Osten umfasst eine Neuanlage im Stil von Edouard André, der hier ein Meisterwerk der Gartenkunst seiner Zeit schuf. Vom Vierlindenplatz im Osten überblickt man den tiefer liegenden Parkteil als Überraschungseffekt und begreift Andrés Aussage, wonach der Landschaftsarchitekt zugleich Maler, Dichter, Architekt und Gärtner sein müsse. Hübner muss den damals über Frankreich hinaus bekannten Edouard André in Russland kennengelernt haben. In seinem Werk mit dem Titel "L'art des jardins", erschienen 1879 in Paris, schreibt André unter anderem, dass die Einheit einer Szene zerstört wird, wenn in der Umgebung die Berge verschieden aussehen, weshalb dieser Fehler versteckt werden müsse, was in diesem Falle die Sissacherfluh betraf. Der in sich geschlossene Parkteil mit Randwegen und Büschen sei dem Spaziergang und dem Auge gewidmet. Unter diesem Aspekt ist der Ostpark eine Art Fenstergarten, wie ihn André nennt, da man ihn von einem bestimmten Punkt aus als Szene oder Kulisse erfasst. Dazu gehören aber auch die Randbepflanzungen als Grenze, die Wege und die Mitte in der Tiefe mit dem lungenförmigen Teich, einer Insel und einer hohen Baumgruppe. In der Tat wirkt dieser Parkteil vom Vierlindenplatz aus betrachtet monumental und heroisch. Die Bäume verstecken das Dorf Sissach und die Fluh. André schreibt zum Teich, er sei die Seele der Landschaft: Seine Lage und die Lage des Aussichtspunktes mit Sitzgelegenheit seien genau zu berechnen. Der dazugehörige Pavillon, die Brücke und die Vogelhütte sind verschwunden. Margaretha Schwab-Plüss weiss in ihren "Kindheitserinnerungen an den Ebenrain" nach 1911 zu berichten: "In der guten Jahreszeit war der Teich wie ein Spiegel, in welchem der blaue Himmel, der leuchtend grüne Rasen und die Bäume ringsum zu sehen waren, aber auch Gänse, Enten und die paar wunderschönen Schwäne, die darauf herumschwammen." Das sich im V\/inter bildende Eis wurde im Eiskeller nördlich des zum Landsitz aufsteigenden Weges für die Kühlung im Sommer aufbewahrt.
Edouard André hat diesen Parkteil und auch die westlichen Partien mit Gemüsegarten, Parterre, Fasanerie und Gewächshaus in dem genannten Werk beschrieben und mit Stichen festgehalten. Der westliche Parkteil mit den erwähnten Einrichtungen ist leider nach 1925 entfernt worden. Edouard Andrés Ebenrainpark gehört zu den späten englischen Landschaftsgärten, die allgemein betrachtet eine Vereinfachung der einzelnen Elemente des Landschaftsgartens beinhalten. Vielfalt und Überladung mit Motiven und Stimmungsträgern werden vermieden, und die Wegführung wird vereinfacht (diese fehlt heute fast vollständig). Innerhalb der Entwicklung des Landschaftsgartens bestand damals so etwas wie eine Schule von André, die stark zur Vereinfachung tendierte, wie dies der Ostteil des Parks zeigt. Alles ist hier zurückhaltend gestaltet mit Naturelementen, die kunstvoll angeordnet sind. Vom Vierlindenplatz aus erscheint die Landschaft als Kulisse mit weitem Rasen, Wasser und Baumgruppen, sozusagen komponiert wie ein Bild.

