- Basel-Landschaft
- Organisation
- Direktionen
- Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion
- Amt für Kultur
- Neuigkeiten
- Aufenthaltsstipendium «Reconnect 2025»
Aufenthaltsstipendium «Reconnect 2025»
Sechs Kulturschaffende formierten sich in drei Duos, experimentierten und tauschten sich künstlerisch aus – das alles auf dem Landsitz Castelen. Das Format «Reconnect 2025» bot Raum für persönliche Begegnungen, Durchatmen, vertieftes Arbeiten und überraschende Perspektiven – offen, disziplinübergreifend und inspiriert vom Ort.
Am 11. Juli 2025 verwandelte sich der Garten der Villa Clavel in einen lebendigen Ausstellungs- und Begegnungsort. Die beteiligten Kulturschaffenden präsentierten Einblicke in ihre Arbeitsprozesse, führten Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern und liessen die sommerliche Atmosphäre rund um das historische Anwesen Teil ihrer Werkschau werden.
Was geschieht, wenn Kunstschaffende für eine bestimmte Zeit aus ihrem Alltag heraustreten und sich einem historischen Ort, einander und ihren eigenen künstlerischen Fragen widmen, wurde an diesem Tag im direkten Austausch mit den drei Duos erfahrbar.
Animierte Körperbilder – Alessia Conidi und Patricia Huijnen
Alessia Conidi und Patricia Huijnen beschäftigten sich mit weiblichen Körperformen und dem Spannungsfeld zwischen Zuschreibung, Selbsterfahrung und Repräsentation. Ihre Arbeit entstand im Dialog mit der Skulpturenwelt der Villa Clavel, geprägt von Rollenbildern und einer Repräsentationsästhetik in der Tradition römischer Antikenverehrung.
Mit einem Augenzwinkern präsentierten sie ihre Formen und Animationen unter dem Titel «A GIF away to Take-away» – ein Wortspiel, das auf digitale Bildformate wie auf die Möglichkeit anspielt, sich inspirieren zu lassen und Bilder mitzunehmen.
So erging es auch ihnen selbst: «Ich kam mit einer Idee – und gehe mit einer ganz anderen», resümierte Patricia Huijnen. Alessia Conidi ergänzte, sie habe sich «ganz auf den Prozess einlassen können, der von Offenheit getragen war. Das ist in dieser Intensität selten möglich». Ihr Projekt lebte von einer dialogischen Arbeitsweise – ein Wechselspiel aus Zeichnung, Foto, Video und Animation, getragen vom Vertrauen in den Prozess und gegenseitige Inspiration.
Spurensuche in Bild und Raum – Bianca Pedrina & Stefan Karrer
Bianca Pedrina und Stefan Karrer entwickelten ihr Projekt ebenfalls in Auseinandersetzung mit der Villa Clavel, ihren Skulpturen und ihrer Geschichte. Die Verbindung von Fotografie, Text und medienkünstlerischer Reflexion eröffnete einen kritischen Dialog über Macht, Erinnerung und Repräsentation.
«Ich habe mich zum Teil hundert Jahre zurückversetzt gefühlt. Wir haben mit dem Haus gearbeitet, mit den Skulpturen draussen und drinnen – das hat uns inspiriert», sagte Bianca Pedrina. Stefan Karrer hob das Zusammenspiel von «medialer Oberfläche und akustischer Tiefe» hervor, das für seine Arbeit zentral war.
Auch ihre Arbeitsweise passte sich dem Ort an: Nachtaufnahmen mit Blitzlicht, das Erkunden des Gartens und spontane Richtungswechsel prägten das entstandene Buchprojekt, das bei der Werkschau erstmals als Dummy gezeigt wurde.
Worte inspiriert und inszeniert – Julia Rüegger & Valerie-Katharina Meyer
Im Zentrum der Werkschau von Julia Rüegger und Valerie-Katharina Meyer stand das Motiv «Frische» – angeregt durch den Soziologen Zygmunt Bauman, der fragte, wie sich eine Gesellschaft «frisch», das heisst offen und in Bewegung, halten lässt. Die Autorinnen inszenierten ihre Texte entlang des Swimmingpools der Villa als poetischen Saum – ergänzt durch eine Hörstation, Post-its, eine Leine mit DIN-A4-Blättern voller Zitate und Gedichte sowie Zitronen, die sie mit Textfragmenten versehen hatten.
«Wir wollten uns dem Ort aussetzen – nicht mit der Absicht, ihn zu interpretieren, sondern um ihm zuzuhören», so Meyer. Rüegger beschrieb die Residenz als «gedankliche und sprachliche Echokammer», in der das Schreiben zum Dialog wurde. Sie betonte, dass das gemeinsame Arbeiten ihr Autorinnen-Selbstverständnis gestärkt und neue Methoden ermöglicht habe, poetisch, präzise und widerständig auf die Gegenwart zu reagieren.
Ihre Antwort auf die Frage, wie «Frische» in einer von Informationen überladenen Gesellschaft erhalten bleiben kann, war keine theoretische, sondern eine praktische: Durch Zuhören, Dialog und bewussten Perspektivwechsel schaffen sie neue Zugänge zur Wahrnehmung.
Kunst in Resonanz mit Ort und Zeit
Bei herrlichstem Sonnenschein wurde der Garten der Villa wieder einmal zum Treffpunkt für die Kultur im Baselbiet. Esther Roth sprach allen ihren herzlichen Dank aus, die den Aufenthalt mitgetragen und ermöglicht hatten – und bei den Kulturschaffenden: «Dass ihr kommt, den Platz einnehmt und auf eure ganz ureigene Art und Weise mit uns interagiert – das ist ein Geschenk für uns», so die Leiterin des Amts für Kultur zum Abschluss von «Reconnect 2025».
Ein Freiraum für künstlerisches Schaffen
Das Aufenthaltsstipendium «Reconnect» wurde 2021 von der Kulturförderung des Kantons Basel-Landschaft initiiert und ist seither fester Bestandteil des Programms von Theater Augusta Raurica. Es fördert gezielt die Begegnung und den Dialog zwischen Kunstschaffenden unterschiedlichster Disziplinen – und lässt sichtbar werden, was sonst oft im Verborgenen bleibt: der Prozess selbst.
Infos: www.theater-augusta-raurica.ch
Text: Claudia Puzik, Amt für Kultur, Fotos Matthias Willi